Falkenburg Leud - Lippske Leuer

Lippske Leuer
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Falkenburg Leud

     
Eck sach muinem Heern van Falkensteun
no suiner Borg upruien,
eun Schild foire heu büneben sick her,
blank Swert an suiner  Suiden.
     
„Gott gruiße juff, Herr van Falkensteun!
Sin ju des Lannes eun Heere,
ei, seo giewet mui wedder den Gefangenen,
muin ümme oller  Jungfrubben Ehre!“
     
„Den Gefangenen, den eck fangen häww,
de es mui worn siuer,
de ligt up’n Falkensteun in’n Tavern,
da sall heu in  verfiulen!“
     
„Sall heu up’n Falkensteun in’n Tavern,
sall heu doerin verfiulen?
Ei, seo will eck jiejen de Miuern treen
un helpen Leufken  triuern!“
     
Un os seu wall jiejen de Miuern trat,
hoert seu suin leufken drinne:
„Sall eck juff helpen? Dat eck nich kann,
dat nimmt mui Witt un  Sinne!“
     
„Na Hius, na Hius, muine Jungfruwwe zart,
un trost juwwe arme Waisen;
nemmt juff up’t Johr ‘n annern Mann,
de juff kann helpen  triuern!“
     
„Neum eck up’t Johr ‚n annern Mann,
bui enne mößt eck slopen,
seo leut eck dann aok dat Triuern nich,
sloig heu muine armen  Waisen.“
     
„Ei, so woll eck, dat eck ’en Zelter hedde
un olle Jungfrubben rieen,
seo woll eck met’n Heern van Falkensteun
ümme muin fuin  Leufken struien.“
     
“O nei, o nei, muine Jungfruwwe zart,
des moßt eck drejen Schanne,
nemmt ju juwwe Leufken wal bui der Hand
un teuht iut muinen  Lanne!“
     
Os seu wal iut’n Lanne keumen,
wall liude word seu singen:
“Niu kann eck den Heern van Falkensteun
met muinen Wüiwern  twingen.“
     
Ich sah meinen Herrn von Falkenstein
Zu seiner Burg hoch reiten,
einen Schild führte er neben sich her,
ein blankes Schwert  an seiner Seite.
     
„Gott grüße Euch, Herr von Falkenstein!
Seid Ihr der Landesherr,
ei, so gebt mir den Gefangenen wieder,
um die Ehre aller jungen  Frauen!“
     
„Den Gefangenen, den ich gefangen habe,
der ist mir sauer geworden,
der liegt auf der Falkenburg im Turm,
darin soll er  verfaulen!“

„Soll er auf der Falkenburg im Turm,
soll er darin verfaulen?
Ei, so will ich gegen die Mauer treten
und meinem Liebsten trauern helfen!“
     
Und als sie nun gegen die Mauer trat,
hörte sie ihren Liebsten drinnen:
„Soll ich dir helfen?  Dass ich es nicht kann,
das nimmt mir  Geist und Sinne!“
     
„Nach Haus, nach Haus, meine junge Frau zart,
und tröste deine armen Waisen:
nehmt euch auf’s Jahr einen anderen Mann,
der euch beim  Trauern helfen kann!“
     
„Nehm ich auf’s Jahr einen anderen Mann,
bei dem müsst ich schlafen,
so hat das Trauern auch kein Ende,
schlägt er meine armen  Waisen.“
     
„Ei, so will ich, dass ich ein Streiross hätte
und alle jungen Frauen ritten,
so will ich mit dem Herrn von Falkenstein
um meinen feinen  Liebsten streiten.“
     
„Oh nein, oh nein, meine junge Frau zart,
die Schande will ich nicht ertragen,
nehmt euren Liebsten bei der Hand
und geht aus meinem  Land!“
     
Als sie wohl aus dem Lande waren,
wohl laut wird sie wohl gesungen haben:
„Nun kann ich den Herrn von Falkenstein
mit meinen Weibern  zwingen.“
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Lippische Lieder
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